Die Energieagentur NRW stellt aktuell unser Bauprojekt “Stadtteilzentrum Wuppertal-Heckinghausen” als Projekt des Monats August 2021 vor. Wir sind stolz auf dieses Neubauprojekt, mit dem wir Massstäbe im Passivhausstandard gesetzt haben und freuen uns außerordentlich über die lobende Berichterstattung der Energieagentur NRW.

“Aktive Jugendarbeit im Passivhaus

Neubau für ein Stadtteilzentrum in Wuppertal-Heckinghausen

Das Stadtteilzentrum in Wuppertal-Heckinghausen ist ein wichtiges Element der sozialen Infrastruktur im Stadtteil. Es dient vor allem der offenen Kinder- und Jugendarbeit, ist aber auch Treffpunkt für die Anwohnerinnen und Anwohner und der Ort unterschiedlicher Angebote. Der alte eingeschossige Massivbau konnte die wachsenden räumlichen Anforderungen jedoch nicht mehr erfüllen. Daher entschied sich die Stadt Wuppertal für eine zukunftsweisende Lösung und hat an gleicher Stelle, in unmittelbarer Nähe des Gaskessels, des Wahrzeichens von Heckinghausen, ein neues Stadtteilzentrum gebaut und das als zertifiziertes Passivhaus umgesetzt. Die Kosten für den Neubau (inklusive Abbruch) betragen 5 Millionen Euro und werden zum Teil aus Mitteln der Europäischen Union sowie des Bundes finanziert.

Bei der 25. Internationalen Passivhaustagung, die am 10. und 11. September 2021 in der Historischen Stadthalle in Wuppertal stattfindet, kann das Stadtteilzentrum Wuppertal-Heckinghausen auf einer der Exkursionen besucht werden.

In dem neuen Gebäude in Wuppertal-Heckinghausen stehen mit fast 1700 Quadratmeter Brutto-Grundfläche über 1000 Quadratmeter mehr zur Verfügung als im alten Stadtteiltreff. Somit kann die Nutzung erweitert werden. Zukünftig gibt es neben der offenen Kinder- und Jugendarbeit Angebote zu Beratung und Unterstützung, Freizeit und Kultur, Migration und Inklusion sowie zu bürgerschaftlichem Engagement und der Förderung von Ehrenamt.

Blick auf das Gebäude von der Heckinghauser Straße. Foto: Frank Buetz
Blick auf das Gebäude von der Heckinghauser Straße.
Foto: Frank Buetz

Der neue Stadtteiltreff ist ein dreigeschossiger Massivbau in Passivhausbauweise. Dort, wo auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Gelände der dreigeschossige Hauptriegel an der Heckinghauser Straße nach Nordwesten hin abknickt, entsteht eine großzügige und sichere Eingangssituation. Aus dem abgewinkelten Gebäude wiederum schiebt sich ein weiterer Baukörper mit einem einzigen, aber sehr hohen Geschoss in die nördlich gelegene Freifläche. Er ist als „Offener Treff“ das Herzstück des Stadtteilzentrums, kann nach drei Seiten hin geöffnet werden und verzahnt so den Innen- und Außenbereich. Der zweite Hauptraum des neuen Stadtteilzentrums, der große Mehrzweckraum, zieht sich im Hauptriegel vom ersten Obergeschoss über zwei Etagen. Er soll sowohl für sportliche Aktivitäten als auch für Gruppenveranstaltungen genutzt werden und erhält dazu eine Empore und eine raumhohe Kletterwand. Zugeordnet sind ihm Umkleidebereiche mit Duschen. Gruppenräume sind in allen Geschossen zu finden, im zweiten Obergeschoss sind Büros untergebracht.
Schon am Äußeren des Gebäudes lässt sich seine besondere Funktion und Bedeutung innerhalb des Quartiers ablesen. Die Aluwellblechfassade nimmt auf die stadtteilprägende industrielle Vergangenheit des Standortes Bezug, an dem bis Ende der 1960er Jahre das Gaswerk Oberbarmen stand. Die Fenster sind nicht nur asymmetrisch angeordnet, sondern auch von unterschiedlicher Größe – bis hin zu besonders ins Auge fallenden „Stadtteilfenstern“. Gekrönt wird das Gebäude von einem gefalteten, flach geneigten Zinkdach.

Der Heizwärmebedarf des neuen Stadtteilzentrums liegt bei maximal 15 kWh/m²a. Die Wärmeerzeugung des Gebäudes erfolgt durch eine zentrale Kombination aus einer leistungsgeregelten Inverter-Luft-Wasser-Wärmepumpe und Elektro-Heizpatronen. Die zusätzlichen Elektro-Heizpatronen werden im circa 700-Liter-Pufferspeicher montiert und sind nur über die Gebäudeleittechnik (GLT) als Backup eingeschaltet. Das Gebäude ist in drei Heizkreise (Heizkörper, Deckenstrahlplatten, PWW-Register der Lüftungsanlagen) aufgeteilt. Die Heizkreise sind nicht nach der Himmelsrichtung, sondern nach ihrer Nutzungsart und Regelanforderung geplant. Jeder Heizkreis verfügt über eine hocheffiziente Umwälzpumpe mit permanent magnetisiertem Rotor. Diese werden in Abhängigkeit des Differenzdruckes drehzahlgeregelt betrieben. Heizkreise mit einer abweichenden Systemtemperatur von 45°C / 35°C erhalten einen 3-Wege-Mischer.

Auf dem Dach sorgt eine PV-Anlage für Teilautonomie. Foto: Frank Buetz
Auf dem Dach sorgt eine PV-Anlage für Teilautonomie.
Foto: Frank Buetz

Für die Büros, die Sanitär- und Gruppenräume werden Röhrenheizkörper mit einem Zweipunktanschluss mit automatischer Durchflussregelung eingesetzt. Im Mehrzweckraum und im “Offenen Treff” mit jeweils sehr großer Raumhöhe kommen Deckenstrahlplatten zum Einsatz. Weiterhin werden zwei Lüftungsanlagen jeweils über ein wassergeführtes Nachheizregister zur Erhitzung der Luft versorgt.
Um den Passivhausstandard zu erreichen, wird das Gebäude mechanisch be- und entlüftet. Sichergestellt wird dies durch drei Lüftungsanlagen, wobei jedes geplante Lüftungsgerät die technischen Anforderungen eines zertifizierten Lüftungsgeräts nach Passivhausstandard erfüllt.

Die erste Lüftungsanlage wird im 2. Obergeschoss des Gebäudes aufgestellt. Die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG als Rotor) mit einem Wärmebereitstellungsgrad von circa 82 Prozent versorgt die Büros und Gruppenräume sowie den Mehrzweckraum und den “Offenen Treff”. Der Luftvolumenstrom liegt bei circa 3.700 m³/h. Zur Nachheizung der Außenluft wird ein PWW-Register, das durch die Heizungsanlage angeschlossen ist, in der Lüftungsanlage berücksichtigt. Aufgrund der zu erwartenden hohen Feinstaubbelastung der öffentlichen Straße wird ein zusätzlicher F9-Filter zum Schutz der Personen integriert. Für die Bestimmung der Luftmengen aufgrund der unterschiedlichen Personenanzahl in den Räumen ,,Mehrzweckraum“ und im ,,Offenen Treff“ wird die Luftqualität (CO2-Fühler) geregelt und sichergestellt. Die Außenluft wird über das integrierte Wetterschutzgitter in die Fassade (Südseite) gewährleistet. Die Fortluftabführung erfolgt über eine quadratische Dachhaube.

Die zweite Lüftungsanlage wird ebenfalls im 2. Obergeschoss des Gebäudes aufgestellt. Die Zu- und Abluftanlage mit WRG (Wärmebereitstellungsgrad von circa 77 Prozent) ist für den Bereich der innenliegenden Sanitärkerne im ganzen Gebäude verantwortlich. Der Luftvolumenstrom liegt bei circa 800 m³/h. Zur Nachheizung der Außenluft wird ein PWW-Register genutzt, das durch die Heizungsanlage angeschlossen ist. Die Außenluftansaugung und Fortluftabführung erfolgt über zwei Dachhauben.

Die dritte Lüftungsanlage wird im 1. Obergeschoss des Gebäudes aufgestellt. Die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung (Wärmebereitstellungsgrad von circa 86 Prozent) ist für den barrierefreien Bereich der innenliegenden Dusche und Damenumkleide zuständig. Der Luftvolumenstrom liegt bei 200 m³/h. Die Lüftungsmenge der Räume wird über einen Präsenz/Lichtmelder geregelt.

Rückseite des Gebäudes. Foto: Frank Buetz
Rückseite des Gebäudes.
Foto: Frank Buetz

Die Zuluft- und Abluftkanäle, mit Ausnahme der Außen- und Fortluft im Gebäude, werden nicht isoliert. Die Lüftungsleitungen werden in den Flurbereichen sichtbar gemacht, um den industriellen Charakter zu betonen und in den Räumen möglichst oberhalb der Akustikdecken montiert. Als Standard zur Zu- und Abluft der Räume werden Tellerventile vorgesehen. Für die Räume ,,Offener Treff“ und ,,Mehrzweckraum“ sowie in den Gruppenräumen werden für die hohen Luftmengen Drallauslässe festgelegt. Eine Kühlung im gesamten Gebäude ist nicht vorgesehen. Die westliche flach geneigte Dachfläche des Gebäudes ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet mit einer Fläche von circa 110 Quadratmetern.
Die maximale Gesamtleistung beträgt 9,92 kWp. Die erzeugte elektrische Energie wird sowohl für den Eigenverbrauch genutzt als auch in das öffentliche Energieversorgungsnetz eingespeist. Die Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik ist über eine Anlage digital mit dem Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal verbunden und kann so überwacht und gesteuert werden.”

Quelle: https://www.energieagentur.nrw/eanrw/aktive_jugendarbeit_im_passivhaus?crmailing=13949423&crcustomer=68512&crlink=43927870